Sich schon immer irgendwie anders fühlen – zu empfindlich, zu nervig, zu kompliziert und halt einfach falsch – diese Gedanken oder dieses Gefühl begleitet nicht nur hochsensible Mamas, sondern insgesamt viele hochsensible Menschen. Damit geht auch oft der Wunsch einher, anders sein zu wollen. Aber wo kommt das her? Und wie können wir konstruktiv damit umgehen?
Kennst du es auch, von anderen zu hören oder zu spüren, du seist „zu irgendwas“? Vielleicht warst du als Kind immer zu laut oder auch zu leise, zu schüchtern? Du gehst Dinge auf andere Art an und deine kreativen Ideen werden oft als eigenartig wahrgenommen? Kennst du es eventuell sogar, dass du – bildlich gesprochen – dein Licht absichtlich runterdrehst, um andere nicht in den Schatten zu stellen? Welche Erlebnisse auch immer du in deinem Leben bereits hattest, wenn du das hier liest, kennst du bestimmt das Gefühl, nicht dazuzugehören, obwohl es, objektiv betrachtet, gar nicht mal so sein muss.
Stichwort „Konditionierung“: Wir sehen die Welt durch unsere individuelle Brille
Bevor ich da einsteige, sei vorab nochmal kurz gesagt, dass ich keine Psychologin oder Psychotherapeutin bin. Ich schreibe hier als Coachin, als Frau, die schon viel Persönlichkeitsentwicklung „betrieben“ hat, sowie als Journalistin, die bereits viel gelesen und Menschen zu verschiedensten Themen interviewt hat.
Diese Brille kannst du dir vorstellen wie eine Spezialanfertigung, die genau für dich und deine Sehstärke angefertigt wurde. Durch diese Brille schaust du jeden Tag und siehst das Leben so wie kein anderer Mensch. Denn du blickst da hindurch mit deinen Erfahrungen, die du im Leben gemacht hast, mit deinen „Learnings“, den Schlüssen oder Denk- und Verhaltensweisen, die du (unbewusst) aus deinen Erfahrungen gezogen und daraufhin entwickelt hast.
Hinderliche Glaubenssätze erkennen
Glaubenssätze sind tief verwurzelte Überzeugungen, die wir im Laufe unseres Lebens entwickeln oder annehmen – häufig schon in der Kindheit. Die meisten einprägsamen Erlebnisse machst du nämlich in jungen Jahren – im Elternhaus, im Kindergarten, in der Schule oder an Orten, an denen du dich hauptsächlich aufgehalten hast. Diese Erfahrungen prägen dein Leben nachhaltig – und zwar auch heute noch! Sie formen die Brille, durch die du die Welt betrachtest, beeinflussen dein Denken und Handeln und bestimmen, wie du auf verschiedene Situationen reagierst.
Glaubenssätze wie „Ich bin zu empfindlich“ oder „Ich bin nicht gut genug“ entstehen oft, weil hochsensible Menschen beispielsweise für ihre empfindsamen Reaktionen kritisiert wurden und versuchen, den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Das kann dazu führen, dass in bestimmten Situationen oder Diskussionen lieber nichts entgegnet wird, um nicht wieder zu empfindlich zu erscheinen. Den anderen wird dann nicht selten der Vortritt gelassen, damit bloß nicht der Eindruck entsteht, man selbst sei arrogant oder rücksichtslos. Kurz: Die eigenen Bedürfnisse werden weniger wichtig genommen oder sie werden nicht wahrgenommen, geschweige denn verfolgt.
Auf diese Weise wirken diese inneren Überzeugungen unbewusst und können im Alltag blockieren, indem sie dein Selbstbild negativ beeinflussen. Doch genau hier liegt der Schlüssel: Indem du diese Glaubenssätze erkennst, kannst du beginnen, sie aufzulösen und ein Leben in mehr Selbstakzeptanz und Balance zu führen.
Um deinen Glaubenssätzen auf die Schliche zu kommen, kannst du auf wiederkehrende Gedanken und Gefühle achten, die dich in bestimmten Situationen zurückhalten oder negativ beeinflussen. Oft sind es Sätze wie: „Ich kann das nicht“, „Niemand hört mir zu“, „Ich kann nicht mehr“ oder „Das kann ich doch nicht machen“.
Frage dich in Momenten, in denen du dich verunsichert fühlst: Welcher Gedanke ist gerade da? Was sage ich mir selbst über diese Situation oder mich? Wie fühle ich mich gerade und wo zeigt sich das Gefühl? Häufig sind es genau diese automatischen Gedanken und damit verbundenen Gefühle, die auf tief verankerten Glaubenssätzen beruhen und dein Handeln beeinflussen.
Übung: Glaubenssätze hinterfragen
Nachdem du erkannt hast, welche Glaubenssätze dich prägen, geht es darum, diese bewusst zu hinterfragen. Als erster Schritt kann es helfen, sie kritisch zu überprüfen und ihnen eine positive, realistische Perspektive entgegenzusetzen.
- Identifiziere einen hinderlichen Glaubenssatz
Wähle einen spezifischen Glaubenssatz, der dich häufig blockiert, zum Beispiel: „Ich bin zu empfindlich“. - Woher kommt dieser Glaubenssatz?
Überlege, in welchen Situationen oder durch welche Menschen sich dieser Glaubenssatz in deinem Leben gebildet hat. Vielleicht kam dieser Gedanke oft in der Kindheit auf, wenn du auf emotionale Reaktionen kritisiert wurdest. - Welches Gefühl ist mit dem Glaubenssatz verbunden?
Spür in dich hinein, ob Gefühle wie Angst, Wut auftauchen. - Ist dieser Glaubenssatz tatsächlich wahr?
Gibt es Beweise dafür, dass du „zu empfindlich“ bist, oder handelt es sich um eine Meinung anderer? Gibt es Situationen, in denen deine Empfindsamkeit eine Stärke war? - Formuliere den Glaubenssatz um
Wandle den negativen Glaubenssatz in eine positive, realistische Aussage um, zum Beispiel: „Meine Sensibilität hilft mir, tiefe Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen.“ Notiere dir diese neue Überzeugung und erinnere dich daran, wann immer der alte Glaubenssatz auftaucht.
Hinweis: Du musst bei der Umformulierung noch nicht von Null auf Hundert gehen, das heißt, formuliere so um, dass du ihn selbst glauben kannst. Das geht auch in kleinen Schritten. - Trainiere deine Achtsamkeit
Achte in deinem Alltag darauf, wann der alte Glaubenssatz wieder aktiv wird. Wenn du ihn bemerkst, halte kurz inne und wiederhole deine neue, positive Überzeugung.
Fazit:
Ein kurzer Hinweis: Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, Glaubenssätze würden sich von jetzt auf gleich in Luft auflösen wie Seifenblasen. Das ist nicht der Fall! Schön wäre es ja! Aber wie soll das gehen, haben sie sich doch über Jahre und Jahrzehnte „einprogrammiert“. Es kann auch durchaus sein, dass, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen, auch schmerzhafte Erinnerungen auftauchen oder Situationen auf der Bildfläche erscheinen, die jahrelang unter Verschluss gehalten wurden. Dennoch lohnt es sich, sie näher anzuschauen. (Achtung: Bei Traumata bitte informieren und professionelle Begleitung in Erwägung ziehen.)
Mit diesem Blogbeitrag wollte ich dir gern aufzeigen, wie unsere Konditionierung und die Glaubenssätze entstehen und dich gleichzeitig ermutigen, dich damit zu auseinanderzusetzen. Alle Aspekte konnte ich hier nicht ansprechen. Es geht mir hauptsächlich darum, dich dabei zu unterstützen, achtsamer zu sein, bewusst wahrzunehmen, dass negative Glaubenssätze nicht wahr sind. Poppen sie in Situationen auf, also, wirst du getriggert, kannst du der aufkommenden inneren Überzeugung entgegnen „Das ist nicht wahr!“ sowie die entsprechende positive Formulierung auf den inneren Bildschirm holen. Wenn das klappt, gibst du dir den Raum und die Chance, authentischer zu leben – nach deinen Wünschen und Vorstellungen. Du sagst „Ja“ zu dir, zu deinen Bedürfnissen und zu deiner Sensibilität. Und du weißt: Du bist genau richtig so, wie du bist! Deine Sensibilität ist deine Stärke!
Was sagst du dazu, hast du dich bereits mit deinen Glaubenssätzen beschäftigt?
Vielleicht bist du schon tiefer in die Persönlichkeitsentwicklung eingetaucht, hast bereits Kurse und Retreats besucht und gehst deinen Weg. Oder du stehst gerade irgendwo an einer Weggabelung und fragst dich, wie es weitergehen soll? Eventuell weißt du noch nicht so lange von deiner Hochsensibilität oder merkst, dass eine Wegbegleitung ganz schön wäre?
In meinem Programm soulbrace begleite ich sensible, bewusste Mamas, die sich mehr Freude, Balance und Energie in ihrem Alltag mit Familie und Beruf wünschen.